Digitaler Nachlass

Was tun mit Facebook, Netflix, PayPal & Co im Todesfall

Das Leben findet digital statt. Unsere Freunde, Freizeitbeschäftigungen und Geldgeschäfte können bequem und einfach online organisiert und abgewickelt werden. Wie man sich aber bei Lebzeiten darum kümmern kann, bzw. was Hinterbliebene bedenken sollten, wenn ein digitaler Nachlass geregelt werden will, wird hier aufgezeigt.

Digitaler Nachlass – was ist das?

Ein digitaler Nachlass meint alle Daten, die von einer Person im Internet bestehen, über den Tod hinaus. Dazu zählen elektronische Unterlagen, Bilder und Dokumente. Zum Digitalen Nachlass gehören klassisch alle Sozialen Kanäle, Streaming-Anbieter wie Netflix, Shopping-Plattformen wie Amazon, E-Mail Accounts, Websites, Bezahlservices wie PayPal oder Cloud-Netzwerke.

Wer erbt den Digitalen Nachlass in Österreich?

Ähnlich wie der reelle Nachlass, sprich Geld, Vermögen und Besitz, geht auch der Digitale Nachlass in Österreich an die Erben über, sofern diese ihr Erbe antreten. Sämtliche Zugänge – sofern öffentlich einsehbar – werden vererbt und die Erben verpflichten sich, diese Accounts, Konten und Profile zu verwalten, zu löschen bzw. zu kündigen.

Vorsorge zum Digitalen Nachlass

Da unser Leben heute immer digitalisierter wird und nahezu alle Angelegenheit digital geregelt werden, macht es Sinn, bereits zu Lebzeiten darüber nachzudenken, wie und wer das im Todesfall übernehmen kann.

Digitalen Nachlass regeln

Diese Liste soll eine erste Übersicht geben:

  • Legen Sie eine Vertrauensperson fest, die Ihre digitalen Geschäfte nach Ihrem Tod regelt.

  • Erstellen Sie eine Liste aller wichtigen Accounts (Social Media, Streaming-Dienste, Banken, etc.) inklusive aller Zugängen. Außerdem macht es auch Sinn festzuhalten, was genau mit den jeweiligen Accounts nach dem Ableben passieren soll. Tipp: Die gespeicherten Login-Daten im verwendeten Browser können ebenfalls für das Erstellen einer möglichst vollständigen Liste hilfreich sein, denn oftmals hat man es selbst gar nicht im Blick, wo man überall registriert und eingeloggt ist.

  • Deponieren Sie diese Liste an einem sicheren Ort, idealerweise auf Papier in einem Schließfach oder Tresor. Aktualisieren Sie diese Liste regelmäßig. USB-Sticks oder Cloud-Lösungen sind nicht perfekt, da diese einerseits kaputtgehen könnten und andererseits wieder mit Zugängen gesichert werden müssten.

  • Erstellen Sie eine Vollmacht für Ihre Vertrauensperson, damit diese im Falle Ihres Ablebens alles Nötige regeln kann. Informieren Sie auch etwaige Erben, um Streitigkeiten zu verhindern.

Damit Sie selbst bestimmen, was im Digitalen Gedächtnis bleibt.

Social Media Accounts im Todesfall löschen

In den wenigsten Fällen ist es so, dass es Informationen und Nachlassschreiben zum Digitalen Vermächtnis gibt. Oftmals liegt es an den Erben bzw. Angehörigen, die jeweiligen Firmen anzuschreiben. Hier die Links der gängigsten Social-Media-Kanälen:

  1. Facebook & Instagram: Die Unternehmen bieten entweder die Löschung des Profils nach dem Ableben an oder die Umstellung in den sogenannten Erinnerungsstatus, wo Freunde & Familie weiterhin Erlebnisse & Erinnerungen an den:die Verstorbene teilen können. Das Erinnerungskonto wird dann von den Erben oder der Vertrauensperson verwaltet. In beiden Fällen findest du alles Wissenswerte und die Kontaktlinks hier.
  2. TikTok: Im Gegensatz zu Facebook & Instagram ist es bei TikTok noch nicht möglich, ohne die Zugangscodes das Konto löschen zu lassen.
  3. LinkedIn: Ein Antrag mit der Information über das Ableben sowie der Sterbeurkunde ermöglicht es den Hinterbliebenen, die beruflichen sozialen Netzwerke um Löschung bzw. Umwandlung in eine Gedenkseite
  4. Xing: Hier verhält es sich so, dass die Profile nach der Meldung über den Tod zunächst als inaktiv angezeigt werden und der Person eine E-Mail gesendet wird. Bleibt diese E-Mail ohne Antwort, wird das Profil nach 3 Monaten endgültig gelöscht.

Digitale Verträge nach dem Ableben

Abgesehen von den Sozialen Medien, können auch andere digitale Verträge, wie Shopping-Seiten, Streaming-Abos und Cloud-Dienste durch die Übermittlung der Todesanzeige sowie Sterbeurkunde geregelt werden. Hier eine Übersicht der Kontakte der wichtigsten Streaming-Anbieter:

Vorteile von digitalen Erinnerungsseiten

In Mexiko und seiner berühmten Sterbekultur glaubt man, dass jede Person zweimal stirbt. Einmal, wenn diese körperlich von uns geht und das zweite Mal, wenn niemand mehr an sie denkt oder über sie spricht.

Genau dieser zweite Punkt macht auch Erinnerungsseiten zu einer wertvollen Stütze in der Zeit der Trauer. Dadurch, dass auf diesen Profilen alle Freunde & Familienmitglieder ihre Erinnerungen, Geschichten und Gedanken teilen können, lebt der:die Verstorbene digital weiter. Es kann eine tröstliche Art sein, mit dem Verlust und Schmerz umzugehen.

Checkliste zum Digitalen Nachlass in Österreich

Zur Übersicht haben wir die wichtigsten Dinge hier noch einmal aufgelistet, damit Sie auch wirklich an alle Services & Dienstleistungen, die online abgeschlossen wurden, denken:

  • Social Media Profile

  • E-Mail-Dienste

  • Messenger-Dienste

  • Video-Plattformen

  • Cloud-Dienste

  • Shopping-Konten

  • Streaming-Abos

  • Websites, Blogs & eigene Webshops

  • Bezahldienste wie Paypal

  • Digitale Verträge wie Zeitungsabos, Dating-Portale oder Kryptowährungen

  • Finanz-Online, Handy-Signatur

  • Kleinanzeigen wie Willhaben

FAQs

Häufig gestellte Fragen

Der Digitale Nachlass gehört zum Gesamtnachlass einer verstorbenen Person und wird von den Erben geregelt. Mit Antreten des Erbes verpflichtet man sich, alle Geschäfte und Verträge zu verwalten bzw. zu löschen – digital wie analog.

Ja, und das macht auch sehr viel Sinn. Damit können im Todesfall viel Ärger und Mühen der Erben erspart werden und ihnen somit mehr Zeit für die so wichtige Trauer gegeben werden. Eine Anleitung, wie man das digitale Leben am besten zu Lebzeiten organisiert, haben wir hier erstellt.

Manche Social-Media-Kanäle wie Facebook, Instagram oder LinkedIn bieten nach dem Tod eines Menschen an, sein Profil weiter bestehen zu lassen und dieses in ein Erinnerungsprofil umzuwandeln. Dort haben Familie, Freunde & Weggefährt:innen Raum für gemeinsame Erinnerungen und Trost.